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Ordnung halten: 4 Tipps gegen Aufräumfaule

Kreatives Chaos klingt wildromantisch, bis man selbst über beide Ohren drinsteckt und sich nach Struktur sehnt. Dann hilft: Martina Frischknecht, die Marie Kondō der Schweiz – und ihre Hacks, um mehr Ordnung zu halten.

In Japan herrscht Ordnung, sagt man. Und Disziplin. Von feinsäuberlich arrangierten Gärten und Tempelanlagen bis hin zu Hochgeschwindigkeitszügen, die niemals, und wenn, dann nur ein paar Sekunden zu spät kommen. Klar also, dass eine Ikone der Ordnung, die Buchautorin und Netflix-Berühmtheit Marie Kondō aus Japan stammt. Aber mit ihrem Wissen ist sie nicht allein, auch Martina Frischknecht, besser bekannt als „Frau Ordnung“, weiß, worauf es ankommt. Als Mutter weiß sie aber auch: „Wenn du Kinder hast, musst du ein paar Jahre lang resignieren.“ Ordnung halten? Es gibt andere Probleme …

Für Menschen wie mich sind das erschütternde Nachrichten: Ich liebe die Ordnung, während ich zugleich das Chaos anziehe – auch ohne Kinder. Was also tun, wenn sogar Organisationsgenies und Ordnungsprofis wie sie das Handtuch werfen – und es anschließend nicht mehr wegräumen? Keine Sorge, sagt Ordnungscoach Frischknecht. Sie hat ein paar Tipps dazu, wie jeder von uns eine gewisse Grundordnung kultivieren kann. Voraussetzung: Man beherzigt ein paar simple Regeln im Haushalt.

Ordnung ist individuell – und nicht für jeden so einfach

Ordnung muss nichts mit Pedanterie zu tun haben. Sie soll dir den Alltag vereinfachen. Doch damit das funktioniert, musst du Regeln aufstellen. Die Schweizerin weiß aus ihrem Berufsalltag: „Ordnung ist individuell. Es gibt nicht die Ordnung. Wenn du dich aber nicht mehr wohl zuhause fühlst, weil da etwas herumliegt und dort eine unbezahlte Rechnung wartet, dann kostet das Energie und wird zur Belastung.“

Besonders schwierig ist es übrigens für kreative Menschen, einen ordentlichen und strukturierten Alltag zu führen. Die Erfahrung macht Expertin Frischknecht nicht nur mit ihren Kund:innen sondern auch mit sich selbst. Durch ihr ADHS fällt es ihr oft selbst nicht leicht, Ordnung zu halten. „Manchmal bin ich so vertieft in eine Sache, dass ich alles um mich herum vergesse. Ich glaube, es sind genau diese Menschen: Kreative, geistreiche Menschen, vielleicht sogar mit ADHS, die es nicht so gut hinbekommen wie strukturierte und analytisch denkende Menschen.“

Die Tür schwingt aber in beide Richtungen: Nicht nur fällt es kreativen Menschen schwerer, Ordnung zu halten, das Chaos gilt in der Wissenschaft auch als Ideengeber. Studien wie diese erklären: Struktur reduziert Informationen und damit auch die notwendige kognitive Flexibilität und Kreativität. Chaotische Menschen können kreativer sein? Na immerhin!

Nicht aufräumen, sondern ordnen: Das ist der Trick

Ich selbst zähle mich zu den kreativen, leicht abzulenkenden Menschen. Einer Struktur zu folgen, fällt mir hingegen schwer. Bei mir zuhause gibt es zum Beispiel diesen Stapel Briefe, die ich ignoriere. Stifte, die alle nicht mehr funktionieren. Kabel, deren Geräte ich schon vor Jahren verloren habe. Einmal in der Woche packe ich alles auf einen Haufen und räume ihn lieblos vom Küchentresen auf den Schreibtisch, wo bereits drei solcher Stapel auf mich warten.

Nicht schlimm, beruhigt mich Frischknecht. Sie selbst hat die Liebe zur Ordnung auch erst spät entdeckt: mit ihrem Kind. Viel Zeit zuhause und wenig Struktur im Alltag, haben bei ihr zu einer Bewältigungsstrategie der besonderen Art geführt: Therapeutisches Ausmisten, Strukturieren, Ordnen. Heute hilft die Expertin anderen Menschen dabei, einen ordentlichen Haushalt zu führen und weiß genau: „Der Trick ist nicht das Aufräumen, sondern die Ordnung.“

Damit meint die Expertin die sogenannte Grundordnung: Ein Ordnungssystem, in dem jeder Gegenstand im Haushalt einen festen Platz hat. „Stell dir vor, du räumst deine Geschirrspülmaschine aus und nimmst einen sauberen Teller in die Hand. Da überlegt man auch nicht lange, wohin er soll. Warum nicht? Weil du sehr wahrscheinlich eine Grundordnung in der Küche hast.“

Die Geschirrspülmaschine auszuräumen ist daher eine leichte Übung – selbst für Menschen wie mich. Zack, schon ist alles an seinem Platz. Wer in der ganzen Wohnung eine solche Grundordnung schafft, muss nicht mehr aufräumen, verspricht die Expertin. „Du verräumst dann einfach nur die Sachen an ihren fixen Ort.“

Ordnung halten: Der erste Schritt ist es, den Raum zu definieren

Das mit der Grundordnung leuchtet ein. Sie allerdings innerhalb kurzer Zeit von der Geschirrspülmaschine auf die gesamte Wohnung zu übertragen, wird nicht leicht. Mir schwant: Das Thema Grundordnung ist ein längerer Prozess. Am Anfang steht die einfache Frage: Wofür will ich diesen Raum überhaupt in Zukunft nutzen? Oder, wie Frischknecht es ausdrückt: „Definiere deinen Raum.“ Danach ist es, zumindest in der Theorie, ganz einfach: Nur die Dinge, die ich in diesen Raum nutzen will, gehören hier rein. Keine Gartenhandschuhe für die Balkonpflanzen, aber vielleicht das Rudergerät, das bisher im Schlafzimmer stand.

Ordnung halten: 4 Tipps für den Alltag

Deine eigene Motivation und dein eigene Leidensfähigkeit entscheiden letztlich über Ordnung oder Chaos. Auf dem Weg zur Grundordnung und einem halbwegs strukturierten, ordentlichen Haushalt musst du laut Expertin Frischknecht vor allem folgende Dinge beachten:

1. Grobe Ordnung jeden Tag schaffen

Gewisse Shortcuts erleichtern dir den Alltag: Nimm dir jeden Tag vor, Ordnung zu schaffen. Stell dir die Uhr auf 10 Minuten und sorge in der Zeit ganz grob für Ordnung. Jeder Stift kommt an seinen Platz, die seit Tagen trockene Wäsche in den Schrank und alles, das noch keinen festen Platz hat, kommt in einen Korb, den du später mit mehr Zeit versorgen kannst. „Diese 10 Minuten findest du an fast jedem Tag“, motiviert die Expertin. Und: „In der Zeit schaffst du unglaublich viel, weil du durch den Druck der laufenden Uhr schneller arbeitest, als wenn du eine Stunde lang vor dich hin(t)räumst.“

2. Ordnung halten: Die 2-Minuten-Regel

Noch ein Hack, der simpel klingt und Gold wert ist: Alles, was du in maximal zwei Minuten erledigen kannst, erledige sofort. Wenn du mit den Einkaufstaschen nach Hause kommst – räume sie direkt aus. „Setzt du dich nach dem Einkaufen erst einmal hin und trinkst einen Kaffee, musst du dich später wieder aufraffen“, warnt Frischknecht. Dabei wird der Aufwand, den Einkauf zu verstauen, mit der Zeit nicht kleiner.

Verwandt damit ist übrigens die „5-Sekunden-Regel“: Jeder Handgriff im Haushalt, der nicht mehr als fünf Sekunden in Anspruch nimmt, sollte sofort erledigt werden. Die leere Müslipackung ins Altpapier werfen, die frische Wäsche zusammenlegen, oder die Schuhe vor statt ins Schuhregal stellen, sind nur drei Beispiele aus dem Alltag. Dir fallen selbst sicher noch viele andere ein.

3. Aufräumen: Nimm dir nicht zu viel vor

Die 2-Minuten und 5-Sekunden-Regel zeigen schon: Wenn es um Ordnung im Haushalt geht, solltest du dir kleine Ziele stecken. „Nimm dir nicht vor, den ganzen Schrank an einem Nachmittag aufzuräumen – du wirst es nicht schaffen“, weiß Frau Ordnung. Stecke dir stattdessen zu bewältigende Ziele: Beginne mit einer einzelnen Schublade und wenn du danach noch Zeit und Muße hast, nimm dir eine zweite oder dritte Lade vor. „Wenn du aber den ganzen Schrank ausräumst, hast du erstmal eine riesige Unordnung. Das frustriert und überfordert.“

4. „Eat the Frog“ – Unangenehmes zuerst ordnen

Diese Regel gilt nicht nur für deinen Haushalt, sondern lässt sich auch gut auf die Selbstorganisation in der Arbeit übertragen. Unangenehmes sollte zuerst erledigt werden, auf Englisch: „Eat the Frog“. Zum Beispiel überfällige Rechnungen bezahlen, endlich beim Finanzamt anrufen oder in meinem Fall, die drei Stapel auf meinem Schreibtisch sortieren.

Frau Frischknecht macht es so: „Ich schreibe mir jeden Tag eine Liste mit sechs bis acht Dingen, die ich an dem Tag erledigen muss. Diese Liste halbiere ich dann. Denn wir nehmen uns immer mehr vor, als wir tatsächlich an einem Tag schaffen können. Die Punkte, die dann übrig bleiben, priorisiere ich.“ Auf diese Wiese könne man Unangenehmes zuerst erledigen, es von der Liste abhaken und müsse sich den restlichen Tag nicht mehr damit befassen. Los gehts!